ein Wort zum Fußball

Während sich ganze Völker durch Medien aller Art in eine völlig unreflektierte Hysterie hinein peitschen lassen und plötzlich nur noch ein Thema kennen, treten wir etwas zur Seite und bestaunen diesen wunderlichen Fussballidioten und fragen uns, ob er überhaupt in der Lage wäre einen Ball zu fangen, oder ob sich „Fußball“ für ihn im Geglotzte restlos erschöpft. Die glotzende Masse ist sich ihrer Ohnmacht gegenüber den Manipulationen von Zeitung und TV völlig unbewusst und die Gefahr besteht, dass nicht nur Kaufleute und „der Markt“ ihre Tribute fordern, sondern andere Kräfte, die diese Manipulationen intensiv fördern.
Der Vergleich mit der faschistischen Massenpsychologie kann durchaus herangezogen werden, gerade eben weil das auch nationenübergreifend ab den 1920er in fast ganz Europa stattgefunden hat und diese Solidarität der braunen Einfaltspinsel kein Haar von der der Fußballer unterscheidet.
Als von der Seitenempore aus Schottland beobachtendes Medium erschreckt mich das tief. Das Argument, dass ja die Fußball-Nation doch keine Gewalt und Kriege, wie einst die Nazis anzündeln würde ist nur an der Oberfläche richtig.
Allein die Tatsache, dass wir eine manipulierbare Masse haben ist für gewaltbereites Potential entscheidend. Wobei für mich noch nicht ausgemacht ist, ob nicht „der Markt“ das gewalttätigste Potential ist, das es je gegeben hat und das der zukünftigen Menschheit alle Entwicklungen versagt. gewalcker@t-online.dr

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Du mußt dein Leben ändern

Mein Buch des Jahres war Sloterdijk’s „Du mußt dein Leben ändern“ das mich gefesselt hat und dieses Erlebnis möchte ich hier ganz ohne die Sloterdijkssche oft schwierige Terminologie wieder geben.
Es soll aber der Anspruch des Autors, den er an den Leser stellt, nicht verniedlicht oder gar aufgelöst werden , weil die in diesem Buch immer wieder farbig aufleuchtende Parole: „ändere etwas!“ den Kern seiner Philosophie ausmacht und nicht „das schöne Geschwätz“, das man so 20 Minuten vor der Tageschau und nachfolgendem „Tatort“ schnell noch durch die Nase zieht, ohne Auswirkung auf sein Tagesverhalten.
Zunächst einmal wird die abendländische Kultur reflektiert und der Autor stellt fest, diese Kultur basiert auf dem Asketen, den Künstler der sich einer eisernen Disziplin unterwirft.
Der nächste Schritt ist festzustellen, dass das Leben auf zwei grundsätzlich unterschiedlichen Dimensionen abzulaufen scheint, der Horizontalen und der Vertikalen.
Die grobe, dumme Masse wird man auf der Horizontalen finden, wo selbst minimalistische Sprünge nach links oder rechts als Ereignis gefeiert werden (facebook), während die Vertikale Vorbereitungen nötig hat, und die geschieht im Basislager, wo wir uns wieder finden beim Asketen, der sein ganzes Leben lang eisern übt, um auf der Vertikalen sein Schreiten einzurichten. Dass dabei „der Weg das Ziel ist“ und durch fleißiges Üben die Grundlagen für die „Erstürmung der Vertikalen“, sprich die geniale Tat, geschaffen werden, sollte klar sein.
Die Vertikalachse gibt der Begeisterung die Richtung des Aufstiegs bis zur Ruhe auf dem Gipfel, in der Nähe des Göttlichen.
Wir kennen vor dem Fin-de-siècle die Künstler wie Franz Liszt, Frederic Chopin oder Niccolò Paganini, die dieses Erstürmen in exemplarischer Weise vorgelebt haben, und nun stellen wir mit Sloterdijk fest, dass nach der Jahrhundertwende mit der Ankunft der Athleten eine andere Richtung eingeschlagen wird. Die Vollendung der Renaissance durch die Wiederkehr des Athleten um 1900, was die Wiederkehr des Weisen einschlliessen soll.
Als Denker von drei Dimensionen könnte man formulieren, dass die Vertikale verschiedene Tiefenebenen hat: das Offensichtliche steht im Vordergrund oder an der Oberfläche, das Tiefsinnige hinten an. Das Tiefe ist in der Oberfläche immer gegenwärtig.
Bei Sportlern, Models, gilt es anzumerken, wie vielversprechend ihre Optik auch sein mag, klopft man jedoch an, ist niemand drin.
Entscheidend aber ist, dass Sport oder Kultur ohne Ordensregeln undenkbar sind und dass über der Regel so etwas wie Religion schwebt, die ein mönchisches Verhalten einfordert.
Der Planet der Übenden, und was heißt „áskesis“ anderes als Übung, Training“, ist der Planet, auf den sich Wenige zurückziehen, die irgendwann, mit oder ohne Absicht, den Vielen als Vorbild dienen.
Wer also den Abtsnamen angenommen hat, muß seinen Schülern mit doppelter Belehrung vorstehen; das heißt, er hat alles Gute und Heilige mehr durch Werke als durch Worte zu zeigen“.
Diese Benediktinerregel, die aus dem Mittelalter herausdeutet, zeigt uns ganz deutlich, wo es in heutigen Kirchen krankt, am Geschwätz oder nun anders ausgedrückt am Willen die Horizontale nie zu verlassen.
Die Gemütlichkeit, die Wärme des Kuhstalls und das grunzende kritiklose Zumuhen, die Bedürfnislosigkeit in geistigen Dingen, das Lau und Unverbindliche am Köcheln zu halten anstelle ins Basislager aufzubrechen, Brecher, oder Verbrecher, wie Nietzsche sagte, zu werden und die Vertikale anzuvisieren, sind Zeichen heutiger, morbider Strukturen, die solch eine neue Anthropologie, wie sie Sloterdijk als zukunftsnotwendig erarbeitet hat, als unbedingte Voraussetzung für unsere Gesellschaftsentwicklung, werden kritisch betrachtet.
Künstleraskesen erkennt man an ganz einfachen Dingen wie: Klarheit, Einfachheit, Funktionalität. Das Vorbild bildet das Leben nicht ab, es geht ihm voraus! Während, um mit Ludwig Binshammer zu reden, „die Formen mißglückten Daseins: „Verstiegenheit, Verschrobenheit, Maniriertheit“ sind.
Wer in die Atmosphäre des Göttlichen hinaufzieht, geht in die Gefahr, zum heiligen Idioten zu werden, der wie einst Ikarus vom höchsten Punkt der Vertikalen heruntergeschleudert wird.
Es kann sich dabei auch um die Leute handeln, die (Hoi polloì), die am Morgen nicht zum Gemeinsamen (Koinon) erwachen, sondern weiter in ihrer Privatwelt träumen, in ihrer Privatidiotie bleiben, als hüteten sie aparte Einsichten. Es sind dieselben, die auch in religiösen Dingen durchschlafen. Sie tun, als suchten sie den Gott, obwohl er vor ihnen steht.
Ein sehr feines, filigranes Gebilde beschwört Sloterdijk über den heraklitschen Dreiwortsatz: ethos anthróp daímon, der den Kern seiner Anthropologie darstellen könnte. In der Mitte des Satzes der Mensch (anthróp), links die Gewohnheiten (ethos), rechts die Leidenschaften (daímon).
Früher übersetzt als „des Menschen Verhalten ist sein Schicksal“ oder“ seine Eigenart ist dem Menschen sein Schicksal“, arbeitet Sloterdijk heraus, dass der Mensch prinzipiell zwischen zwei Arten der Besessenheit (daímon) eingespannt ist. Von Gewohnheiten und Trägheiten besessen, erscheint er unterbeseelt und mechanisiert zu sein, während von Leidenschaften besessen, ist er überbeseelt und manisch übersteuert. Im ersten Fall hingegen macht sich Besessenheit durch Nicht-Geist (Mechanisierung der Gewohnheiten) bemerkbar. Hierzu gab es in Platon „Phaidon“ schon die vier guten Begeisterungen: 1)Das prophetische Wahrsagen 2)die von Gott eingegebene Heilkunst 3) der von den Musen befeuerte Wahn (manía)der Dichter und 4)die von den Göttern gesendete Liebe.
Und natürlich die schlechten Begeisterungen: Zorn, Ruhmsucht, Habgier.
Mit Selbsterziehung (dezenter Selbstexorzismus) sind die Wege frei zur Gewohnheit. Gewöhnlichkeit wird mit Gewohnheit überwunden. Die Distanzierung vom Mitgebrachten ist diesen Doktrinen zufolge allein möglich, wenn der Adept sein Leben einem rigorosen Übungsregime unterwirft.
Nietzsche ist, so Sloterdijk, gegen alle Philosophen des 20.JH gesetzt, der einzige, der ein bedingungsloses Bekenntnis zum Primat der Vertikalen ablegt. Dieser Satz muss doppelt unterstrichen werden, weil er dem „Nihilisten und seinem Trotzdem…“ die nur schwer verständliche Renaissance Nietzsches in der zweiten Hälfte des 20.JH deutlich macht. Denn warum Nietzsche und alle angehängte Sekundärliteratur über ihn so begeistert aufgenommen wurde, hat noch niemand so gerade heraus begründen können. Nur noch der frühe und der späte Foucault und der heroisch gestimmte Heidegger, der dann 1933 nicht verstanden hatte, dass die nationale Revolution, mit der er das deutsche Schicksal aufbrechen wollte, nichts anderes war als ein wildgewordenes Basislager, kommen dem Gipfelstürmer Nietzsche nahe.
Nun, lasst mich weiter lesen in Sloterdijk`s „Du mußt dein Leben ändern“.
Was sonst?
gewalcker@t-online.de

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Die Tribute von Panem

Es gibt schon entsetzlichen Schwachsinn, wenn es darum geht, das gelangweilte Kinopublikum mit neuen Stoffen zu füttern.
Hier also die Dschungelcamp-Variante mit römischer Brot- und Spieldekadenz angereichert. Trefflich in die heutige Gegenwart oder besser ins apokalyptische Morgen verpflanzt, wo neben dem wenig Spiel und Brot noch etwas kopuliert wird, was freilich in dem US-amerikanischen Small-Talk-Streifen nur angedeutet und fein verschleiert wird.
Welche Motive stehen dahinter diesen platten Brei von Suzanne Collins auf die Leinwand zu schmieren. Was überhaupt begeistert die Leutchen solches Rührwerk zu lesen und dann noch mit Besucherzahlen zu bestücken?
Römische Antike mit gegenwärtigen Entwicklungen und einem möglichen Präsidenten Mid Romney, der nun weißbehaart seinem Zynismus Luft macht, zu verquicken und in schönen Bildern nebeneinander aufzureihen, macht noch lange keinen Reißer.
Richtig scheint die Diagnose, dass das Publikum wohl immer mehr und immer schärfere Varianten des Drogen TVs bevorzugt und damit am Ende Grausamkeiten und menschliche Entgleisungen Topzugriffszahlen garantiert, während dasselbe Publikum in geistiger und psychischer Verkümmerung Formvollendung anstrebt. Sich also gegenläufig entwickelt.
Ich habe nicht verstanden, dass Denis Scheck diese Buchplagiate von Frau Collins durchgewunken hat. Der Mann ist mir seitdem suspekt. Nicht, dass ich an der Schreibe dieser Frau etwas auszusetzen hätte. Aber ein klarer Hinweis auf den geistigen Dünnschiss, zusammengerührt aus Stephen King und dem japanischen Battle Royale, ohne irgendeine greifbare Message verheißend, die Tiefe oder Welteinsicht anzubieten hätte, wäre angebracht gewesen.
Und aus dieser Perspektive heraus ist zu sagen, der Film hat seine optischen Weichmacher. Also in der Sprache der Jetztzeit übersetzt: er lässt sich gut runterschlappern. Da ein nettes Gesicht, hier ein Brunftschrei, dort ein hübscher Totschlag mit klasse aufgespritztem Blut. Und wie die am riesigen iPad die Hundsfötte geformt und direkt zum Todesbiss in die Landschaft gebeamt haben, das hat uns wieder mit der Technik versöhnt. Obwohl man ab diesem Moment den Rest des Films nur noch aus der platten Padperspektive sehen konnte, weil die Köter doch recht unbeholfene Digitalpinscher waren.
Die tausend Fragen am Ende des Streifens hatten wir ohnehin erwartet.
Es war göttlich, wie aus dem Zweier ein Dreier am Schluß wurde und so ganz amerikanisch, alle Sexualität unter den Teppich gekehrt wurde.
Aber nur das eine zählt dann: die Fantasie, wie sie das Happy End weitergeformt hat.
Einfach nur böse.
gewalcker@t-online.de

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das Leben braucht kräftige Wahnbilder

eine Huldigung an Sils Maria und ans Meer,
aber auch an den Teufel und seinen Zauberkünsten
aus meinem Skizzenbuch 93

(c) alle Bilder gerhard@walcker.com – all copyrights

Teufel und Demi(u)rg

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Die Verwandlung der schönen Sahra

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das Leben braucht kräftige Wahnbilder (Friedrich Nietzsche in Kleinblittersdorf)

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Camus „Die Pest“

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Friedrich in Sils

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das Meer soll schön sein

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Nur ein Spalt Freiheit

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Medusa

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Traum und Wille

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Das Meer ist so schön

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truebe Trauben

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Landschaft

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Wasser-Luft-Pänomene

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Ägypten – mit letzter Tinte

Es gab einen Herrn Norbert Lammert in diesen Tagen, der in der Süddeutschen als „der große Demokrator“ bezeichnet wurde, weil er in Kairo dem Parlament einen gläsernen Reichstag übergeben hat. Symbolisch soll es sein. Aber auch seine Hinweise an Revolutionäre und Islamisten sich gegenseitig zu respektieren, scheint man ihm gutzuschreiben.
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Meine persönlichen Erfahrungen der letzten 6 Monate!, ja so lange sind wir nun in Kairo, davon über 3 Monate am Stück, sind mehr und mehr in Pessimismus umgeschlagen.
Wer sie täglich sieht, die Armut, mit der der größte Teil der Bevölkerung geschlagen ist, die Dummheit, mit der ebenfalls ein großer Teil der Bevölkerung in Berührung zu stehen scheint, die Ausweglosigkeit, mit der man diese Ökologie hier in der Stadt brandmarken könnte, die Aggressivität, mit der die armen Leute sich wegen kleinster Kleinigkeiten an die Gurgel fahren, dieser Schmutz und Müll an allen Ecken der Stadt und die Ignoranz mit der Jedermann diesen Nil, der das alles forträumen soll, belädt, all das haben mir meine Begeisterung und meine anfängliche Freude an dieser Stadt und meinem Orgelprojekt hinfort geblasen. Eben weil es da keine Hoffnung geben kann.
Am Schlimmsten noch waren meine schwarzen Bilder, wenn aus Deutschland Nachrichten kamen, die uns zeigten, mit was sich die Deutsche Presse derzeit beschäftigte, was das deutsche Herz für Problemchen hatte, die kuriert werden mussten. Das tat man dort in schönen und belanglosen Fernsehdiskussionen für eine kopfnickende Herde.
Da griff ich zur stärksten Droge, die mir zugängig war, zum Ebook des „Harald Welzer – Klimakriege“ , ein deutscher Schock auf den ägyptischen draufzusetzen, also gewissermaßen die miserable Stimmung in Kairo mit einer noch miserableren Stimmung, die einem bei dieser Lektüre kommt, hinauszutreiben. Und damit das Leben wieder im nihilistischen Sinne erträglich zu machen. Klar war, dass als weiteres Begleitprogramm die über itunes-U vertriebenen Lesungen über Nietzsches Nihilismus parallelisiert werden mussten.

Wer ein solches Schockprogramm über Wochen durchhält, der wird zweifellos von den gegenwärtigen Kleinheiten des alltäglichen Kairolebens geheilt sein. Unnötig zu sagen, dass die Aggressionen in – und außerhalb des Leibes zunehmen und auch sonst alles sich abspielt, als würde die Welt völlig verrückt werden.
Was also ist Wahrheit? Was darf man sich antun, welche Nachrichten darf man sich zuführen und welche darf man glauben, welche muss man ignorieren? Wo muss der Ausgleich stattfinden?
Die große Seelenfrage, die wir vielleicht bei Epikur, Marc Aurel, Epiktet oder Boethius anständig und antik beantwortet finden, wir werden keine leichte, glasklare Antwort mehr finden in der Gegenwart, noch weniger in der Zukunft, weil es dort keine Weisen und keine Seinsweisen für Weise mehr geben kann.
Die Weisheit ist endgültig verschwunden.
Probleme sind da, um gelöst zu werden, technisch gelöst zu werden. Getrübtem Lebenssinn hingegen kann man vielleicht etwas Ästhetik zuführen, Bach oder New Age, aber Lösung oder gar Erlösung, ein Lieblingswort dieses Nietzsche, hat nach dem Tode Gottes keinen Sinn mehr.
So also kehre ich irgendwann heim nach Deutschland, gepeinigt mit Bildern aus Kairo, Begriffen aus „Welzer“, gebeutelt und geschlagen mit Nietzsches Nihilismus und dem Wissen um Arabia, das auf etwas zutreibt, das mir schwärzer als das dunkelste aller schwarzen Löcher vorkommt.
Und in einem noch dunklen, aber greifbaren Schatten, erkenne ich Europa, das ohne Not alle Chancen der Zukunft aus der Hand legt.

gerhard@walcker.com 7.4.12

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ein Leben lang: die kürzeste Philosophie…

Keiner weiß, dass das Leben nur einen Tag lang ist – und! – es für alle gleich lang dauert. Voraussetzung ist die Gegenrechnung von Leid und Glück, entgangenem Leid und entgangenem Glück. Das nenne ich göttliche Gerechtigkeit, die man nur von einem sehr, sehr hohen Podest aus überblicken kann. Aber auch die Ameise hat ihr Glück und ihre drei Zahlen es berechnen zu können.
gewalcker@t-online.de

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im Labyrinth von Antike und Mythos

Man kann die römische Bürokratie als den Drachen sehen, den der Held, sei es Siegfried oder Erzengel Michael, mit dem Speer erschlägt , und die damit die symbolische Parallelität zur ungezügelten Sexualität andeutet, die zur dauerhaften Gefahr und zur Ausrede wird, hinter der sich ein ganzes Volk zu verstecken versteht.
Wir Deutschen kennen das aus eigener Geschichte. Griechen, Italiener, Portugiesen und andere haben es sich bequem gemacht hinter diesem Schild, der immer noch das Schreckenshaupt der schlangenbewehrten Medusa zeigt.
Der Druck, die große und schwere Hypothek der Antike wird so aufgelöst in Verantwortungslosigkeit, die man ausdrücklich begrüßt, weil man dem Wort der Philosophen und dem Bild der Künstler nichts anderes mehr als eben jene Bürokratie entgegen setzen kann. Schulterzückend, sich hilflos ergebend.
Der Künstler wird durch den Bürokraten ersetzt. Die Troglodyten mit der größten Fresse haben das Sagen. Mythe wird zum Geschwätz, das ein paar Touristendollars springen lassen soll, mehr darf der Antike nicht mehr zugemutet werden.
Das Labyrinth des Alltags wird mit ausdrücklicher Unwissenheit um den Faden der Ariadne, mit konstruierter Hilflosigkeit umsponnen. Das Problem des einsamen Helden, der Fafner erledigen soll, bleibt jenseits aller Medien, im Verborgenen, und damit erst wird es zur Heldentat. Denn die Stille ist das einzig Heilige, das aus der Antike übrig geblieben ist. Sie kann nicht mehr geoffenbart werden. Sie hängt ebenso am Glauben wie alle Religion. Nur hier, in diesem Raume haben wir noch eine Chance.
Soweit könnte man die Erlebnisse in Rom abhaken und sich eine Geschichte jenseits der Mythen ausdenken, bliebe da nicht ein kleiner, heißer Wermutstropfen, der die Liebe zu einem Stück Orgelmetall beschreibt.
Wer glaubt, alle Realität sei im Hirn konstruierte Tatsachenwelt, der hat das deutsche Wort "Wirklichkeit" das oft als Übersetzung für das angelsächsische "real" herhalten muss, womöglich nicht verstanden. Denn das besagt, dass nur wirklich ist, was wirkt. Und damit kann vom Traum bis zur strahlenden Vision alles der Wirklichkeit zugerechnet werden, auch ein Stück Orgelmetall, das eine Beziehung zu einer Orgel hergestellt hat. Und das nur lebt, weil es im Feuer einer Leidenschaft glüht.
Wir haben am gestrigen Samstag zum ersten Mal unsere Orgel im Conservatorio Santa Cecilia richtig gehört, als Ludwig Audersch aus Solingen die tamburinische Pralinenschachtel des Frederico Germani, vorsichtig und fein dosiert ausprobiert hat. Dabei wurde mir klar, welche Feinheiten in dem Instrument stecken und welche Möglichkeiten auch im heutigen Dröhnen der Flutes und Trompettes in solchen Farben wie Salicional mit Cimbel zweifach oder nur in einem Gemshorn mit kleiner Terz stecken. Kein einziges Mal war es bei diesem Tasten an der Orgel notwendig geworden das Grauen des Tutti oder das geschwätzige Geschnatter zu eng mensurierter Trombas durchzuhören.
Das ganze bombastisch verstrahlte Lametta, das man über die Ohren von hundert Chinesen oder Japanern ausschüttet, um Wirkung zu erzielen, das "Wachet auf Ihr armen Tröpfe..", das heutigen Organisten so unheimlich schnell von den Fingern fliesst, all das können eingeweihte Seher von morgen nicht mehr hören.
Rom jedenfalls war für Odysseus, der nun weiter seine Runden dreht im Mittelmeer nach Ägypten, nach Schottland, nach Romania, überall dort eben wo die Einäugigkeit eines Zyklopen* verhindert, dass man dreidimensionales Sehen und Hören in die Wirklichkeit entlässt, ja dieses Rom war eine Erfahrung, die wieder bestätigt hat, dass ein mit Historie übersättigter Boden, Leben abziehen kann, statt es zu bereichern.
Das Irren im Labyrinth, das solcherlei Erkenntnis erst ermöglicht, hingegen, lässt die Sonne aufscheinen. Aber wie gesagt, sie scheint, und der Schein ist etwas für den Künstler….the reality überlassen wir den Engländern und die Wirklichkeit den Deutschen. (gewalcker@t-online.de)

*Zyklop: ach was für ein herrliches Symbol ist den Griechen mit diesem Gesellen vor dreitausend Jahren geglückt. Wer hier nicht den Monitor von TV und Computer erblicken kann, den unser armer Held Odysseus zu erschlagen hat, aus dessen Anblick er sich zu befreien hat, und das sein elementarstes Erlebnis sein muss, der hat wahrlich keinen Zugang zum Mythos. Gerade an dieser Symbolik erkennt man rasch, dass zwar dem Mythos der Logos gefolgt ist, vielleicht eine Verschränkung statt gefunden hat, aber ein Ende des Mythos nicht in Sicht ist.

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Von der Zivilisation zur Apokalypse: Guenther Anders und andere Apokalyptiker

Man kann die Geschichte der Menschheit, die ja, wenn man stark vereinfacht nur 20.000 Jahre zählt, also weit weniger als die erste Halbwertszeit des in Fukushima ausgelaufenem Plutoniums, ein ebenso stark vereinfachtes Rechenspiel anstellen. Ich denke mir, wenn es schnell gehen muss, das Haus brennt, in zwei Miinuten explodiert der Öltank etc.., dann ist es erlaubt das zu tun.
Hier also meine Geschichte der Menschheit in drei Zeilen:

Abholzen + Verbrennen = Kultur (Prometheus)
Kultur + Technik = Zivilisation (Antike)
Zivilisation – Kultur = Apokalypse (Moderne)

Ich habe versucht diese Entwicklung auf einen Dreisatz zu bringen, der absichtlich ein schräges Gefälle aufweist, weil durch eine zu offensichtliche Klarheit die Wahrheit verwischt werden würde.
So unterscheiden wir natürlich zwischen der griechischen Techne und der heutigen Technik.
Ehemals, als man nur einfachste Werkzeuge kannte, ging von diesen keine Gefahr aus, während heute die Maschine den Menschen domestiziert und nur noch Freiheit darin besteht, dem „freien Geist“ einige „Clicks und Buttons “ zur Wahl zu stellen, während der Verzicht auf Computer, Kfz oder Bahn, Kohle, Kernkraft oder Windenergie, in aller Konsequenz nie mehr erlaubt sein wird.
Selbst stoische Nonkompromissler, die keinerlei Technik an sich herankommen lassen wollen, hätten mit der „Unfreiheit“ zu kämpfen, permanent an die Maschine denken, um ihr ausweichen zu können. Das würde dann sogar ihren ganzen Lebensinhalt ausmachen. Die Gesellschaft hingegen hat sich auf die Maschine geeinigt, ebenso darin sich den Bedürfnissen der Maschine anzupassen.
Das heißt, die Gesellschaft hat sich ständig den Bedürfnissen, der Logistik und den durch die Maschinen vorgebauten Strukturen völlig zu unterwerfen.
Auch beim Abschalten aller Atomkraftwerke werden wir ständig durch die jeweilig vorherrschenden Technologien auf deren Gefahren und Schädigungen erinnert und werden dadurch ins Glied gestellt.
Dazu kommt, dass der Mensch, der maßlos Energie verbraucht, immer daran erinnert wird, dass der größte Teil aller anderen Menschen dies nicht tun kann, weil dieser die Mittel dazu nicht hat.
Jenes Belohnungssystem, das den Ausschluss aus dem begüterten Reigen sehr schön anhand der täglichen Tagesschauen mit drohendem Zeigefinger ins letzte Zimmer strahlt, zeigt Wirkung in der Form, dass wir kaum in Europa mit grundsätzlicher Systemkritik, nicht einmal bei den kritischen Philosophen rechnen können. (mein nahezu gesamter Bekanntenkreis hat sich in den letzten zwei Jahren dahingehend aufgelöst, dass man nun „sehr kritisch“ die „Daumen“ bei Facebook abhakt, und in dieser eher in Richtung Rinderherde mutierenden Gesellschaft, die sich gegenseitig Mut zumuht, anstatt gerade einer solchen offensichtlichen Verdummung Platz zu machen, wäre es an der Zeit laut aufzuschreien, wie von Munch gemalt)
Die Katastrophe ist also nicht das ins Chaos abdriftende Kernkraftwerk in Fukushima sondern der technische Alltag eines modernen Europäers, der keinerlei Bewusstheit für diese alltägliche Katastrophe aufkommen lassen will. Die Katastrophe ist die Logik dieses Weges, der in der Apokalypse münden muss, wie es Günther Anders in „Die Antiquiertheit des Menschen (1)“ bereits im Jahre 1954 so detailliert vorausgesehen hat, dass man die Konsequenz dessen, was wir in den nächsten Jahren erleben werden, dort eingemeißelt in bleischweren Lettern zur Kenntnis nehmen können. Was uns wahrlich keinen Trost bringen wird.
Das Problem allerdings ist, dass wir mit den Thesen von Apokalyptikern (auch von der Ausnahme des Jesus von Nazareth) nicht unser Tagesgeschäft organisieren können. Der Mensch braucht dazu Hoffnung und über die Philosophie hinausgehenden Ratschluss.
Wer allerdings nie über die Banalitäten seines Alltags hinaus sieht, wer nie Internet, Television, „die Steckdose“, den unbedingt notwendigen Kleinwagen, seine Fließbandarbeit und was noch alles für Kram, in Frage stellen kann, wer seinen Alltag nicht explodieren lassen kann in einen neugeborenen Stern, der mit sprühender Leuchtkraft seinen eigenen ganzen Kosmos erhellen kann, der sollte erst gar nicht versuchen diesen kleinen Artikel zu verstehen, weil er dort vergebens nach „Nutzen“ und anderen Dingen sucht.
gewalcker@t-online.de

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Kairo – Aufstand gegen den Diktator

Der Verfasser war kurz vor Weihnachten 2010 in Kairo, um dort eine Orgel in der Deutschen Evangelischen Kirche zu besichtigen und darüber Restaurierungsvorschläge zu unterbreiten.
Der Aufenthalt in der „Mutter aller Städte“ sollte einige Tage beanspruchen und wurde für mich, wie auch für meinen Sohn Andreas, zu einem schönen Abenteuer, das wir nicht missen wollen.
Wir waren untergebracht in einer schönen geräumigen Wohnung eines deutschen Diplomaten auf der Nil-Halbinsel Zamalek, wo oft genug billige Taxifahrer vor dem Haus parkten, um uns in den Weiten der 20Millionen-Metropole Kairo irgendwo hinzufahren.
Was mir persönlich auf Anhieb in Kairo positiv auffiel waren die Menschen, mit ihren weichen, anschmiegsamen Charakteren und ihren sehr höflichen Umgangsformen. Nie haben wir ruppige oder abweisende Personen in Kairo angetroffen. Bei einer Taxifahrt zur Deutschen Evangelischen Kirche, bei der der Fahrer nicht wusste wie er zu dieser Kirche gelangen sollte, haben wir mit über 10 Personen Kontakt bekommen, die uns alle aus tiefster Verbundenheit beraten haben. Es wurde auf den Straßen debattiert, Pläne gemalt, Fotos verglichen, Verwandte, Pfarrer und Freunde befragt. Wir fuhren zwei Stunden kreuz und quer durch Kairo, und haben sicher die Kirche mehrmals gestreift. Konnten uns in Französisch, Deutsch und Zeichensprache verständigen. Am Ende aber kamen wir natürlich viel zu spät, haben aber schöne Einblicke in die arabische Seele der Ägypter nehmen dürfen, die uns großartig beeindruckt hat. Die Freundlichkeit dieser Menschen kann man kaum in solchen Maßen in anderen Ländern antreffen.
Auffällig natürlich in Kairo an jeder Ecke, in jeder Straße, die extreme Armut die weit über die Hälfte aller Bewohner der Stadt wie ein Pestgeschwür umklammert. Die restlichen 50 % würde ich immer noch als sehr arm nach unseren sozialen Vorstellungen nennen. Wenn es hoch kommt, gibt es in dieser Stadt keine 20.000 Leute, die wirklich angemessen und bedürfnisfrei leben können.
Das Wasser der Stadt ist stark mit Chlor versetzt, Müllabfuhr gibt es nicht, das Verkehrschaos und der Gestank der uralten Kisten sorgt für entsprechende Luft. Der Nil wird als Müllabfuhrkanal benutzt, wer dort eine Fahrt antritt, wird mit schwimmenden Plastiksäcken konfrontiert und schlimmer noch, an den Ufern mit der bitteren Armut, die das Land und besonders die Stadt Kairo im Würgegriff hat.
Der Ekel vor dieser unmenschlichen Lebensform hat mich bis heute nicht mehr verlassen und um so mehr habe ich es begrüßt, dass die Leute gegen diese Militärdiktatur endlich bereit ist aufzustehen, um diese korrupten Banditen aus dem Land zu jagen.
Wie traurig war es, als in Tunesien bei den Massenprotesten gegen ihren verbrecherischen Präsidenten, keine einzige Stimme in Europa oder Amerika sich erhob, um diesen armen Wichten Solidarität zu bekunden. Wie traurig wieder ist es heute, zu sehen, dass diesen geschändeten Menschen in Ägypten wieder keine Unterstützung vom Westen beikommt, weil man dort die wirtschaftlichen und militärischen Gesichtspunkte vor die humanitären gesetzt hat. Damit bricht das ganze blasse Gerede von Demokratie und Humanität, was ja die Zwecke sind, denn das Militär soll ja Mittel zum Zweck sein, wie eine schaurige Lüge in sich zusammen.
Ich muss an die Menschen denken, die mit 30-50 Euro im Monat in Kairo leben, ohne frisches Wasser, ohne Hartz4, ohne Rechtsanspruch vor Gerichten, die beispielhaft in ihrer Bescheidenheit und Höflichkeit sind und die viel zu stolz wären, um meine Kategorien der Armut gelten zu lassen, die so direkt uns als Ideale vorangestellt werden können, die so große Hoffnungen in Europa und in die USA haben, und nun sehen müssen, dass dieser Mubarak, der sie verprügeln und erschießen lässt, mehr Unterstützung durch diese Staatenbünde erhält als sie selbst. Das bedrückt.

Wir dürfen uns deswegen am Ende nicht wundern, wenn Ägypten sich vom Diktator befreit und danach eher in die Arme des radikalen Islam fällt, als dem Westen zu trauen. Wir Deutschen sind hier in der Pflicht. In unserem Land hat es die radikalste Militärdiktatur gegeben, die man sich vorstellen kann. Wir sind bereit dieses grauenhafte Kapitel der Deutschen Geschichte aufzuarbeiten, aber dabei dürfen wir nicht diese Erfahrungen an der Gegenwart vorbeiziehen lassen, als sei Geschichtsaufarbeitung Selbstzweck. (gewalcker@t-online.de)

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Kairo, Pyramiden und Götter

Wer die fünfundzwanzig Kilometer von Kairo entfernten Pyramiden sehen will, muss über die Styx der nebelschwarzen Autobahn, wohin ihn Charon im Taxi überführt, und was dem so Überführten Lunge und Nase zudrückt. Auf Letztere komme ich gleich zurück.
Dann wird er sehen, dass der Schleim ums Areal der Heiligtümer so stark angewachsen ist, dass er das „Heilige“ nicht mehr erahnen kann. Touristen, Wasserverkäufer, stinkende Kamele und am Touristen gesättigte Araber verübeln jeden Ausblick, jenes Geheimnis der Pyramiden wahrnehmen zu können. Als ob die Pharaonen solche Grauzone vor ihren Grabstätten mit Absicht hätten anwachsen lassen. Eine Technik, wie sie Nietzsche bei seinen Schriften angewandt hat, indem er platte Wahrheiten um seine Aphorismen gestreut hat, um den Flachköpfen etwas an die Hand zu geben, das ihre von Facebook&Co plattgewalzte Seele mit Stolz und Wissen füllt, während die schön versteckten, geheimen Wahrheiten nur den Eingeweihten zugänglich sind. Gründe warum man Nietzsche und die Pharaonen lieben muss: sie bewahren uns vor der sogenannten „nüchternen“ Realität.
Mit Entsetzen habe ich die Sphinx betrachtet, das größte abbildnerische Monument der Menschheit, weil man ihre Nase abgeschlagen hat. Schon im ägyptischen Museum in Kairo ist mir sofort aufgefallen, dass allen Standbildern die Nasen abgeschlagen wurden. Ich vermutete irgend ein religiöses Ereignis in den 1000-2000 Jahren vor der Zeitrechnung, bei dem Religionsansichten gewechselt hatten und die alten Götter entrechtet wurden. Nicht ganz falsch war diese Ansicht, aber ich wurde eines viel durchsichtigeren Argumentes belehrt, nachdem ich einen Kulturbeitrag gerade über die Sphinx auf irgendeinem TV-Kanal betrachtet hatte. Der Sphinx wurde dieser riesige Felsen, der ihre Nase darstellte, ziemlich genau ums Jahr 1450 abgehauen, weil die damalige Bevölkerung immer wieder zu den pharaonitischen Göttern gebetet hatte, wo doch seit etwa 700 n.Chr. Die Araber ins Land kamen, die Ägypter vertrieben und nun Mohammeds Islam einzig gültige Religion im Lande war. Erstaunlich, dass die Islamisten die Nase jener Götter für so elementar wichtig hielten.
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Ein Zeichen dafür, dass diese Religion der Pharaonen richtiggehend lebendig war. Man gehe nur einmal in solch einem Januarmorgen hinaus aufs Feld, lasse dort die Sonne auf die Ackerschollen scheinen und ziehe diesen Geruch durch die Nase ein, wenn man Glück hat und ein Brombeerstrauch ist in der Nähe, wird man um so mehr vom Leben verstehen, das nur durch die Nase gewittert werden kann. Und man sehe sich das Bild an in dem Osiris dem Pharao das Ankh (das altägyptische Kreuzsymbol bei dem der obere Balken wie ein Mund geöffnet ist) an die Nase hält.
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Prozession der ewigen Wiedergeburt. Das Ankh übrigens ging als Kreuz in bei den koptischen Christen ein. Schließlich sind Joseph und Maria nach Ägypten geflohen, vor ihren Schächern. Die Kopten fühlen sich als alte Ägypter in der Nachfolge der Pharaonen: das sind die Auseinandersetzungen zwischen Arabern und „Kopten-Christen“. Mit Christenverfolgung hat dies absolut nichts zu tun, das sind eher vatikanische oder mediale Interpretationen unserer Informationsgesellschaft, die nicht in der Lage sein wollen, etwas tiefer zu sehen.
Aber, um bei Ankh und der Nase zu bleiben, der Hinweis, wie auffällig es ist, dass die altägyptische Kultur praktisch 3000 Jahre an dieser einfachen Symbolik stehen geblieben ist. Die Vielzahl an bildlichen Darstellungen und Hieroglyphen auf allen Gräbern und Statuen, die ich betrachten konnte, hat mir den Eindruck gegeben, dass vermehrt mit Sinneindrücken von Nase und Tasten die Natur betrachtete und weniger als heute mit Augen und Ohren. Der Tastsinn kam etwas später, weil die Hieroglyphen etwa ab 2000 vor der Zeitrechnung mit den Fingern gelesen werden konnten, also plastisch dargestellt wurden und nicht nur gemalt waren. Diese Mehrdimensionalität hat vielleicht noch weitere Informationen für den Lesenden bereit gestellt.
In jedem Falle wird man auf diese zerschlagenen Nasen im ägyptischen Museum keine richtige Antwort erhalten, weil die Leute ja dann sagen müssten, dass ihre Vorfahren solche Missetaten vollbracht haben.
Wir hingegen, in unseren Landen, wissen nur zu gut, welche Brutalitäten unsere Vorfahren aufgebracht haben um Ungläubige und Hexen in gemeinster Weise zu foltern und zu morden, weswegen wir in Mitteleuropa durch die Aufklärung ein gebrochenes Verhältnis zu Religion entwickeln konnten. Wir glauben nicht mehr alles. Und wenn wir glauben, so ist es so, als ob wir wie ein König unserem Untertanen erlauben eine Religionsform auszuüben. Sehen sehr kritisch und peinlich genau zu, was er dann tut.
Die Ursprünglichkeit hingegen in Kairo erfährt man sofort, wenn man einem Taxifahrer den Stadtplan reicht und sagt, hier und dort will ich hin. Er glotzt einen nur dämlich an, weil er nämlich den Plan überhaupt nicht versteht und lesen kann er sowieso nicht. Basta!
Von den Pyramiden zum heutigen Zustand in Ägypten kann man wahrlich keinen „Fortschritt“ erkennen, also scheint doch Darwins Evolutionstheorie und der ganze moderne Glaube an Weiterentwicklung ein derbes Missverständnis zu sein.
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