Versteht einer das öffentliche Gekreische um Griechenland?
Europa ist eine Staatengemeinschaft, die nicht einer Ideologie verpflichtet sein will, sondern die reiner Ökonomie folgt. Die Kirche war vor der Franz. Revolution das letzte große Metagemeinschaftsprojekt, das einer Ideologie verpflichtet war. Die Blöcke OST und WEST noch kleinere Absprengsel davon. Doch in Europa hat Ideologie nach 1933 keinen guten Geschmack mehr. Die Postmoderne predigt Individualismus.
Heute trägt jeder die eigene Religion und Ideologie in seiner Westentasche, beliebig , austauschbar, sehr flexibel. Auch dies ist ein Grund warum man im Westen einer solchen Ideologie oder »Kirche« wie der des Islam mit Unverständnis entgegentritt.
Dass aber diese Grundhaltung Europas, nur ökonomischen Prinzipien zu folgen, zusätzliches Fehlverhalten mit einschließt, sehen wir an zwei Geschehnissen der letzten Monate.
Russland wird mangels Respektverhalten, vor allem aus Europa, aggressiv und kriegerisch, will sich mehr im äußersten Osten engagieren. Das ist eine Form von Eitelkeit und verletztem Stolz, der man mit wenig Geld, wenn schon Ökonomie gesagt sein soll, beikommen könnte.
Griechenland fordert Moral, also Ideologie, menschliche Wärme. Will Wahlversprechen wahrmachen, was deutsche Politiker entsetzt. Denn Wahlversprechen sind hierzulande eben Versprechen und keine politische Realität, wie Herr Schäuble pragmatisch verkündet.
Auch hier kündet ein verletzter Stolz, Demütigung, Eitelkeit, von Handlungsbedarf, der zunächst einmal ohne Geld befriedet werden kann.
Die Überheblichkeit unserer Techno-Bürokraten wird das allerdings nicht zulassen.
Man scheint in Deutschland die Frühromantik vergessen zu haben. Oder haben die deutschen Oberlehrer, die zu allen Zeiten im wahnhaften Rausche Hölderlins Hyperion lesen ließen und selbst zitierten, kein Wort davon verstanden. Trennen wir Realität von Wort und Papier, wie es heutzutage jeder gesunde Pfarrer und Missionar zu schwätzen weiß, verlieren wir exakt das, was die europäische Kultur bisher auszeichnete. Feine Höflichkeitsformen, als Erbe der Aristokratien. Sich an Ethik kompromisslos gebunden fühlen.
Im Hyperion, diesem wundervollsten Werk deutscher Dichtung, wird der Freiheitskampf der Griechen in hymnischem Stil besungen. Ein Freiheitskampf, der genauer betrachtet während der 400 Jahre unter osmanischer Herrschaft, später, 1821 bis 1828 gegen die Türken mit finaler Unabhängigkeit stattfand. Ein Volk das nahezu 2000 Jahre immer nur von anderen beherrscht wurde, findet sich.
Dabei war ein wesentliches Ziel die Abkehr von der byzantinischen Kultur und eine Hinwendung zur griechischen Antike. Ein Prozess, der die Griechen wieder an Europa annäherte und Abstand vom Orient gewinnen ließ.
Diese Identitätsfindung der Griechen fand rund 40 Jahre vor der deutschen statt. Die letztere war allerdings durchs preussische Offizierkorps gesäumt, was Europa und der Welt zwei verheerende Kriege verabreichen sollte.
Man sollte heute den Hyperion lesen, um einen klareren Blick auf Griechenland zu gewinnen und die eigenen Stimmungen besser kontrollieren zu können.
Rückerinnerung an die eigene Jugend seien uns gewiss, in der Art : »Wie doch das unerfahrne Herz so klug ist, wenn es liebt!!
Mögen die neuen Griechen in all ihrer Unerfahrnheit auch auf Klugheit anderer stoßen.
gwm 31.1.15
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