American War

Wenn der müd gewordene Gaul der Apokalypse über die Wüsten des verbliebenen Nordamerikas gejagt wird, befinden wir uns mitten im Romangeschehen des Omar El Akkad. Sein Buch »American War«, ein utopischer Roman, der den Nihilismus zur finalen Religion erhebt, wird längst schon vergleichbar zu Philip Roths »Verschwörung gegen Amerika« oder Cormac McCarthys »Die Straße« gehandelt.

Mir gefällt die raue, derbe Sprache, die gut ins Deutsche übersetzt wurde. Die amerikanische Krankheit, der Puritanismus, der für kalte, blutleere Kleingeister steht, aber letztendlich für die Erschließung des riesigen Landes im 18. und 19. JH unabdingbar war, kommt hier deutlich zum Ausdruck.
Wer durch die Krankheit zur Vision gelangt und dabei unerreichbare Kräfte mobilisieren kann, der sollte nach Erreichen dieser Leistung sein Kranksein überdenken. Aber Denken, das geht aus mehreren meiner Blogs hervor, die nach Auswertung dutzender Amerikareisen hier entstanden sind, das ist des Amis letztes Tun.

(ich will hier nicht so weit gehen und tiefer auf Heidegger »Was heißt denken?« eingehen. Aber es scheint mir der Hinweis wichtig, dass nur diese Form des Denkens Zukunft verspricht und in gar keinem Fall die Auffassung richtig sein kann, »das wissenschaftliche Denken« würde irgendetwas berühren, das unserem Leben Sinn gibt. Denn Wissenschaft berührt eine Oberfläche unseres Seins, die im Gleichschritt mit der Technik, ohne die wir wahrscheinlich nicht mehr leben können, keinen wesentlichen Aspekt unseres Lebens bereichert. Bei Wissenschaft und Technik habe ich immer das Gefühl, man würde stundenlang über den Hammer philosophieren anstatt die Arbeit und das Werk Gegenstand der Dialektik werden zu lassen.)

Einem Irrtum aber scheint die Interpretation zu unterliegen, dass nun erst, seitdem ein in geistigen Dingen minimalistischer president sein Unwesen treibt, das Land, die Welt, einer Apokalypse gegenübersteht, der auch mit Moralismus nicht mehr entgegnet werden kann.

Nein, sage ich, nordamerikanische Gesellschaften waren immer schon vom Pesthauch des Rassismus durchweht und damit waren sie einer grundsätzlichen Verneinung ausgesetzt. Ein Widerspruch gegen den Rassismus wurde ganz allgemein als linksliberales Gespinst abgetan. Bei den Europäer, wo anstelle der dynamischen Wagenburgen der Bürger sich in steinernen Wehrburgen versichern konnte, durch einfaches Hochziehen der Zugbrücke konnte der Zugang der Wilden gekappt werden, da fanden andere Entwicklungen statt. Unser Rassismus war bis zum Auftreten der Naziproleten differenzierter. Es fanden besonders im 19. JH reichhaltige Diskussionen unter Intellektuellen statt, die dem rassistischen Geschwafel von Richard Wagner und Gefolge enge Grenzen steckten.

Bewundert habe ich die US-Amerikaner ihres kraftvollen Unternehmensgeistes wegen. Nichts anderes war die Wahl dieses »The Donald«. »Let’s have fun and let us vote for this idiot« muss der Wahlspruch der Trump-Sympathisanten gewesen sein. Anders wäre das nicht erfolgte Amtsenthebungsverfahren kaum zu verstehen.
Mich sollte es nicht wundern, wenn nach der Abwahl Trump’s über Pokémon Go ein president im White House installiert würde, den Besuchergruppen mit Pudding und faulen Eiern bewerfen dürfen, der Show wegen, die so unabdingbar zum Leben der Südstaatler gehört, wie der Eiswürfel zum Bier.
Das größte Geschenk also, dass allen liberalen Kräften in den USA gemacht werden konnte,das auch möglichst lange dampfen soll, das ist »The Donald«. Keiner wünscht sich mehr als diese linksliberale Presse in den Großstädten, dass die Show lange andauert.
Dieser Umstand scheint mir das Problem der USA zu sein, dass sich alle Kräfte in den USA nun verwundert die Augen reiben, weil man sich mit »The Donald« bestens arrangiert hat.

Der ursprüngliche Bürgerkrieg zwischen dem Kapitalismus im Norden gegen die Landwirtschaft im Süden hat sich weiterentwickelt zu einem »Krieg« der schlechtweggekommenen Rostgürtler gegen die kapitalgierigen Gesellschaften der Städte. Dabei sind den Bauern im Süden, die sie immer geblieben sind, die Umgangsformen völlig wurscht. Wenn Leute wie Scaramucci von den »Schwanzlutschern« der eigenen Administration an die Presse fabulieren, dann ist das die Sprache der 8.Bauerngenerationen an den Stammtischen in Ohio oder Wisconsin. Blanke Verwunderung würde man dort erfahren, solche Begriffe zu kritisieren.
Was sollen wir diese heile Welt der USA, bei denen sich »Südstaatler« mit den »Nordstaatlern« geeinigt haben auf »The Donald«, in Frage stellen oder Vorbehalte in die Luft blasen?. Ihn gewähren zu lassen im Füttern der Komiksender, der Zufuhr an Lügen zur Washington Post, seine Arbeit an der virtuellen Mexikomauer, der Abschaffung von Obamacare mit markigem Wortschatz, nun mit Unterstützung durch Scaramucci, scheint die einzige Lösung zu sein. Es befriedet beide Instanzen. Die USA sind wieder vereint durch die Trennung. Die Motive zur Lösung der Probleme jedoch sind im Nebel der Virtualität verschwunden.

Die Gefahr ist, wenn es gefährlich wird. Das kann in Korea passieren, im Nahen Osten, oder wenn Trump als Bandit, der er ist, von einem Mueller überführt wird. Dann wird die Lachnummer des »The Donald« zur Apokalypse, aber das nicht nur für die USA.

gwm

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