Die Tribute von Panem

Es gibt schon entsetzlichen Schwachsinn, wenn es darum geht, das gelangweilte Kinopublikum mit neuen Stoffen zu füttern.
Hier also die Dschungelcamp-Variante mit römischer Brot- und Spieldekadenz angereichert. Trefflich in die heutige Gegenwart oder besser ins apokalyptische Morgen verpflanzt, wo neben dem wenig Spiel und Brot noch etwas kopuliert wird, was freilich in dem US-amerikanischen Small-Talk-Streifen nur angedeutet und fein verschleiert wird.
Welche Motive stehen dahinter diesen platten Brei von Suzanne Collins auf die Leinwand zu schmieren. Was überhaupt begeistert die Leutchen solches Rührwerk zu lesen und dann noch mit Besucherzahlen zu bestücken?
Römische Antike mit gegenwärtigen Entwicklungen und einem möglichen Präsidenten Mid Romney, der nun weißbehaart seinem Zynismus Luft macht, zu verquicken und in schönen Bildern nebeneinander aufzureihen, macht noch lange keinen Reißer.
Richtig scheint die Diagnose, dass das Publikum wohl immer mehr und immer schärfere Varianten des Drogen TVs bevorzugt und damit am Ende Grausamkeiten und menschliche Entgleisungen Topzugriffszahlen garantiert, während dasselbe Publikum in geistiger und psychischer Verkümmerung Formvollendung anstrebt. Sich also gegenläufig entwickelt.
Ich habe nicht verstanden, dass Denis Scheck diese Buchplagiate von Frau Collins durchgewunken hat. Der Mann ist mir seitdem suspekt. Nicht, dass ich an der Schreibe dieser Frau etwas auszusetzen hätte. Aber ein klarer Hinweis auf den geistigen Dünnschiss, zusammengerührt aus Stephen King und dem japanischen Battle Royale, ohne irgendeine greifbare Message verheißend, die Tiefe oder Welteinsicht anzubieten hätte, wäre angebracht gewesen.
Und aus dieser Perspektive heraus ist zu sagen, der Film hat seine optischen Weichmacher. Also in der Sprache der Jetztzeit übersetzt: er lässt sich gut runterschlappern. Da ein nettes Gesicht, hier ein Brunftschrei, dort ein hübscher Totschlag mit klasse aufgespritztem Blut. Und wie die am riesigen iPad die Hundsfötte geformt und direkt zum Todesbiss in die Landschaft gebeamt haben, das hat uns wieder mit der Technik versöhnt. Obwohl man ab diesem Moment den Rest des Films nur noch aus der platten Padperspektive sehen konnte, weil die Köter doch recht unbeholfene Digitalpinscher waren.
Die tausend Fragen am Ende des Streifens hatten wir ohnehin erwartet.
Es war göttlich, wie aus dem Zweier ein Dreier am Schluß wurde und so ganz amerikanisch, alle Sexualität unter den Teppich gekehrt wurde.
Aber nur das eine zählt dann: die Fantasie, wie sie das Happy End weitergeformt hat.
Einfach nur böse.
gewalcker@t-online.de

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