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Die Geschichte ist schnell erzählt: ein Marine(Soldier) der eigentlich langweiligsten Sorte wird nach Pandora (die letzte Hoffnung) zwecks militärischem Einsatz versetzt. Dort beamt man ihn über eine „Traumschleuder“ ins Land der picassoblauen Fremdlinge, wo er sich schließlich in ein binär konstruiertes weibliches Wesen mit tellergroßen bienenhonigfarbenen Augen verliebt. Geschlechter oder geschlechtliche Liebe gibt’s dort nicht. Dafür aber Landschaften, die jenseits der erdenmenschlichen Vorstellungen von gelehrter Physik liegen, die schweben und leuchten, bis dann der himmelhochjauchzende Kitsch von US-Realo-Kriegern so richtig ordinär zusammengeballert wird. (Böse Menschen sind das!)
Neben der dünnen blauen Haut verletzt dies nun das Verständnis des träumenden Marine(Soldiers) so gewaltig, dass er zum Vaterlandsverräter mutiert. Er und ein paar seiner Freunde schlagen sich also auf die Seite der Urwäldler und organisieren (nun richtig militärisch) den Gegenschlag gegen die Erdler, welche endlich vernichtend geschlagen werden.
Der bekehrte Marine(Soldier) darf nun zum finalen Traum ausholen und wird von der Großen Mutter auf den letzten Big Kick gebeamt, wo er dann schließlich, ohne von irdischer Elektrizität abhängig zu sein, seinem ewigen Trip nachhängen kann.
Soweit also die Story, die uns wieder einmal belehrt, dass aus den Staaten grundsätzlich nur Oberfläche herüberschwappt. In diesem Fall ist das Laudatio: Droge! Nehmt Drogen! und lasst diesen Scheißplaneten Erde verrecken, an dem ohnehin nichts mehr zu retten ist.
Lasst euch rüberschicken via welcher Technik auch immer, in schöne, bunte Traumwelten, wo ihr tatsächlich noch Helden sein könnt.
In der junkiegesättigten US-Gesellschaft kommt derartiges Filmgut recht brav an, ohne jedoch die unterschwellige Message verstehen zu wollen.
Ein Weiteres ist, in diesem Film die Hybris hochgerüsteter Technik und platteste Naivität zusammenzwingen zu wollen. Das kann nur auf Kosten der Glaubwürdigkeit schiefgehen. Überall schimmert die Begeisterung für Computer- und Maschinentechnologie durch und dann plötzlich soll man einen solch platten Mythos von einer verrückt konstruierten Welt mit Riesenbaum, Flugechsen, schwebenden Bergen und schiefen Göttern glauben? Mir hat nicht eine Sekunde eingeleuchtet was denn die Werte und Sinnhaftigkeit dieser blaubehäuteten Gesellschaft in einer Naturkonstruktion sein soll, die ich mal vorsichtig ausgedrückt, als absolut barbarischen Faschismus bezeichnen würde. Letztendlich war das Herumfliegen auf diesen irren Flugsaurieren, die urplötzlich gezähmt werden konnten, das einzige was an positiven Erscheinungen herüber kam. Meint also, dass Beach-Surfen und Baseball der US-Amerikaner immer noch als den absolut höchsten Lebenssinn obenauf gesetzt, und wenns dann sein muss, nimmt man das Surfen auf einem Preondactylus-Saurier als vergleichbaren Wert mit auf in die Prioritätentabelle.
Es war schon seltsam zu sehen, wie auf einen Schlag ureigenste US-Werte in diesem Film seelenruhig verramscht wurden. So standen plötzlich die Vaterlandsverräter als Helden da. Der ausgezeichnete Colonel, Irak-und Kolumbien-erfahren und vaterlandsvernarbt, (auch hier schimmert die Droge durch) stellte den Bösewicht dar, obwohl er doch Ressourcen fürs heimische Völkchen sichert. Aber der immer wieder mal den Traum des eigentlichen Helden gefährdete indem er den Stecker aus der Buchse ziehen wollte. (Und das ist bereits die zweite Paradoxie: dem Schürfen nach Rohstoffen zu misstrauen, weil es edle Naivität zerstört, aber bei uns kommt ja der Strom aus der Dose….)
Die heile, blaue Welt allerdings, vollgepumt bis obenhin mit Droge und Lüge, in der die radikale Sexualfeindlichkeit des überlebten Christentums sich mehr als vervielfacht hat, in der eine Natur angebetet wird, die durch und durch das genaue Gegenteil von uns bekannter Naturidylle ist. Schreckliche computeranimierte, von Idioten ersonnene Welten, denen man sehr bald überdrüssig werden würde und die man Andersdenkenden peinlich aufdrängen müsste. Und die damit eindeutige Züge eines faschistischen ausdifferenzierten Bereichs erhält. Das müsste tatsächlich ein benebelter, haschischrauchender Demiurg gewesen sein, der solch unverdautes Tier-und Pflanzenreich einer Menschheit zum Ritual der Naturvergottung überlassen wollte. Seien wir froh, dass es nur ein paar kokainschnupfende und CocaColasaufende Programmierer waren.
Ich halte diesen Film daher für gefährlich. Nicht weil er Droge predigt, was zu offensichtlich ist und jeder irgendwann durchschaut, sondern weil er eine Art Spinnennetz über eine bereits in faschistischen Strukturen gefestigten Gesellschaft, wie die der US-Amerikaner weiter webt und teilhaben lässt, an einem Glauben, dass ja alles richtig abläuft, sofern man das von Medien gesetzte und erlaubte „Träumen“ bedingungslos akzeptiert.
Solche Filme wirken genau in die Richtung. „Das Medium Hollywood, Apple oder Windows erst erlaubt Dir das Träumen“ – sei dankbar! und denke immer dran, dass jederzeit der Stecker gezogen werden kann.

gerhard@walcker.com

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